Umrisse der Weltcommune

Gegenwärtig sind reaktionäre und autoritäre Kräfte nicht nur weltweit im Aufwind begriffen, Nationalkonservative, Faschisten und Islamisten scheinen auch das Feld des Utopischen fest im Griff zu haben. Während die Vorstellung von einer besseren Welt lange Zeit als zentrale Stärke der Linken galt, begnügen sich emanzipatorische Kräfte heute zumeist damit, Defensivpositionen einzunehmen, breite Bündnisse auszurufen und an sozialdemokratischen Minimalstandards festzuhalten. Doch besteht die richtige Antwort auf die rechte Gefahr wirklich darin, dass radikale Linke sich mit dem liberalen Bürgertum in eine Gemeinschaft des Reformismus retten? Nein, vielmehr sind gerade jetzt radikale Gegenentwürfe zum Bestehenden an der Zeit. Die Revolten und Aufbrüche der letzten Jahrzehnte blieben in dieser Hinsicht ziemlich blass und kapitulierten davor, den Übergang zu einer wirklich nachkapitalistischen Gesellschaft zu wagen. Dabei spricht einiges dafür, dass die alte Bestimmung des Kommunismus als einer Gesellschaft, in der jede nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen leben und tätig werden kann, brandaktuell ist. Was die Aufhebung des jetzigen Zustands konkret heißt und wie die Welt von morgen aussehen könnte, haben wir in der neuen Ausgabe von Kosmoprolet zu umreißen versucht. Einige der zentralen Fragen, auf die die Kommunarden und Kommunardinnen in den kommenden Aufständen stoßen werden, wollen wir zur Debatte stellen.


von den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft

Berlin Rebel High School

Alex war mit Anfang 20 schon an über zehn Schulen. Nirgends hat er es lange ausgehalten, mit Disziplinzwang und der Konkurrenz unter den SchülerInnen kam er nicht klar. So ging es auch Lena, die sich in der Schule nie frei fühlte und stets gegen die Regeln des Landlebens aufbegehrte. Und für Hanil aus Aachen war Schule eine lästige und völlig sinnfreie Pflichtveranstaltung. Doch sie alle wollten stattdessen nicht nur einfach nichts machen, sondern eine Zukunft für sich reklamieren, die Spaß und Sinn macht. Sie alle sind Teil einer Klasse der Schule für Erwachsenenbildung (SFE) in Berlin. Seit 1973 besteht die SFE als basisdemokratisches Projekt: kein Direktor, keine Noten. Bezahlt werden die Lehrkräfte von den SchülerInnen, die gemeinsam über alle organisatorischen Fragen abstimmen. Damit ist die SFE extrem erfolgreich und schaffte es bis ganz nach oben in den Schulwettbewerben.

Der Filmemacher Alexander Kleider hat einen wilden Haufen von Berliner Underdogs auf ihrem Weg zum Abitur begleitet und auch die LehrerInnen portraitiert, denen nicht nur an der Lehre, sondern an der Neugier der SchülerInnen viel gelegen ist. BERLIN REBEL HIGH SCHOOL erzählt mit viel Witz und Energie von einer radikal anderen Idee von Schule, die Freiheit und Gemeinschaftlichkeit zusammenbringt. Was oft als Leistungsdruck verdammt wird, definieren die SchülerInnen kurzerhand um. Sie sind unbelehrbar und dabei extrem neugierig, sie sind eigen- und doch auch lernwillig. BERLIN REBEL HIGH SCHOOL zeigt mit viel Begeisterung, Sensibilität und Kraft, wie viel gemeinsame Zukunft in dieser Kombination stecken kann.


FSK 0 //  2016 // 97 Minuten // Deutsch

Website: berlin-rebel-high-school.de

Iuventa

Eine Gruppe junger engagierter Menschen gründet im Herbst 2015 in Berlin die Initiative Jugend Rettet. Über eine Crowdfunding-Kampagne kaufen sie einen umgebauten Fischkutter und taufen ihn auf den Namen „Iuventa“. Im darauffolgenden Jahr startet ihr Schiff zu seiner ersten Mission und schließt sich den Schiffen verschiedener NGOs, der italienischen Küstenwache sowie der Marine an.

Nach fast zwei Jahren Einsatz und ca. 14.000 auf hoher See geretteter Menschen wurde im August 2017 das Schiff plötzlich beschlagnahmt und von den italienischen Behörden in Lampedusa festgesetzt. Seitdem kursiert u.a. der Vorwurf der Kooperation mit Schlepperbanden. Eine Anklage ist jedoch bis heute nicht erfolgt. Die bewegende Geschichte wurde von Regisseur Michele Cinque festgehalten. Über ein Jahr lang verfolgt der Film das Leben der jungen Protagonist*innen, fängt die gesamte Spanne der Mission ein, beginnend mit dem Moment, in dem sie in See stechen und ihr unglaubliches Vorhaben wahr wird, bis zu dem Punkt, an dem dieser mit der politischen Realität kollidiert.


Mit anschließendem Gespräch mit Jugend Rettet.

 

FSK 0 //  26. Oktober 2018 // 89 Minuten // Deutsch (Arabisch/Englisch mit dt. UT)

 

Mehr Infos zum Film: iuventa-film.de

Knast und Kritik der Ersatzfreiheitsstrafe

Wie kann eine Gesellschaft ohne Knäste aussehen? Die Frage bietet viel Raum zum ausmalen und rumspinnen. Wir wollen uns mit euch belesen, welche alternativen Konzepte zu Strafen es bisher gibt und im Anschluss drüber diskutieren. Nicht zu kurz kommen soll im Workshop aber auch, wieso arme Menschen in besonderer Form von staatlicher Kontrolle und Sanktionen betroffen sind. Eine besonders charakteristische Funktion nimmt dabei die Ersatzfreiheitsstrafe ein. Sie wirkt sich in der BRD insbesondere gegen Menschen verhängnisvoll aus, die die gegen sie verhängten Geldstrafen nicht zahlen können. Typisch so geahndete Delikte sind das Nutzen von Bahn und Bus ohne Fahrschein, Ladendiebstahl oder Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Wir sind eine bei der Naturfreundejugend Berlin aktive Gruppe, die eine Kampagne für die Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafe starten will. Kommt zahlreich und wir freuen uns auf euch!

1918 und Utopie?

Revolution in Deutschland 1918-23

Die Novemberrevolution 1918 hat es gerade so ins landläufige Geschichtsbild geschafft, zumindest unter Linken geht sie noch bis Januar 1919 weiter. Der Höhepunkt der revolutionären Bewegung im März 1919 ist hingegen unter den diversen historischen Siegererzählungen fast verschwunden, was auch die Rückschau auf die weiteren Massenstreiks, Sozialisierungen und Erhebungen bis 1923 sowie die Folgegeschichte prägt. (Nazis redeten nicht gern genauer darüber, wen sie da zusammengeschossen hatten und für wen; die SPD redete gar nicht gern darüber, auf wen sie die ersten Nazis so alles hat schießen lassen; die KPD redete nicht ganz so gern darüber, auf wen geschossen wurde, wenn es nicht ihre Leute waren oder sich zumindest als solche reklamieren ließen.)

So ist das wichtigste revolutionäre Vorbild in der deutschen Geschichte genau deshalb fast vergessen, weil es in so hohem Maß selbstorganisiert war und damit nicht in die übliche nationale wie antinationale Vorstellung vom Deutschen passt, sich weder für Vereinnahmung noch als Schreckbild anbietet. Gleichermaßen in Vergessenheit geraten sind die Konsequenzen: Sowohl der Aufstieg des Nationalsozialismus als auch sein konkretes Erscheinungsbild – mehr als bei jedem anderen Faschismus eine Verkleidung als Arbeitskräfterevolution – erscheinen ohne diese Vorgeschichte kaum begreiflich. Kulla schlägt vor, die kommenden fünf Jahre der revolutionären 100. Jahrestage ab November 2018 dazu zu nutzen, diese Geschichte so sichtbar wie möglich zu machen.


von Daniel Kulla

Links:

Website

Slides zum Vortrag

Radikale Psychiatriekritik: Zwischen gelebter Praxis, Vergessenheit und Vereinnahmung

Der Workshop führt ein in die Geschichte und Aktionsformen der radikalen Psychiatriekritik und ihrer historischen Verwurzelung mit der radikalen Linken.
Wir diskutieren, tauschen uns aus, betrachten den Prozess der Vereinnahmung radikaler Ansätze und deren Verwässerung durch das System Psychiatrie selbst.
Im Idealfall sammeln wir Kraft und Ideen um in breiteren Bündnissen dieser Form von institutionalisierter Gewalt geschlossen kämpferisch entgegenzutreten.

Über die Absurdität, dass feministische Solidarität eine Utopie ist…

Erfahrungsberichte von der Frauenrevolution in Kurdistan mit Austausch und  Diskussion über das jetzt und bald im Hier…

Die Frauenrevolution in einigen Gebieten des Mittleren Ostens schlägt uns konkrete Dinge vor – nicht nur bzgl. Geschlechterbefreiung – und die Utopie wird gelebte Praxis.

Davon wollen wir erzählen und uns mit euch austauschen und Utopien spinnen.

Vielleicht können wir damit konkret anfangen:

Was wäre denn und vor allem wie wäre es, wenn wir in Deutschland in allen Städten, in allen Straßenzügen, Betrieben und Studiengängen autonome Frauen*Strukturen hätten? Was brauchst es dafür und was soll das überhaupt bringen?

mit: dem Kurdischen Frauenrat Dest-Dan und der feministischen Kampagne „Gemeinsam kämpfen – für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie

Olive 2018

Wir sind wieder tatkräftig dabei die Offenen Linken Vernetzungstage vorzubereiten.

Und wir hängen die Ansprüche so hoch es geht: Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit Utopien. Im Kleinen. Im Großen. In der Zukunft. In der Literatur. In der Realität. Wir freuen uns schon auf Euch, auf viele Diskussion und wollen nochmal klarziehen, warum es ohne den Kampf um ein besseres Leben für Alle nicht geht.

Hast du Themen, die dich brennend interessieren, die wir auf keinen Fall vernachlässigen sollen, willst du dich einbringen? Egal ob Themen, zu denen ihr selbst was machen wollt, oder Sachen die ihr spannend findet, ohne euch für irgendwas zu verpflichten. Schreibt uns eine Mail. Wir freuen uns auf eure Anregungen.

 

Über uns

Die Offenen Linken Vernetzungstage (OLiVe) sind ein Nachfolgeprojekt des Offenen Linken Jugendkongresses JuKo, der schon vier Mal in Berlin stattgefunden hat. Wir sind noch lange nicht erwachsen geworden, möchten unsere Türen in diesem Jahr aber für alle Menschen öffnen – egal wie alt oder mit welchem Vorwissen. Wichtig ist dein Wunsch dich in die linke Bewegung in Berlin einzubringen – und deine Lust auf die bessere Welt.

Wir wollen in Workshops gemeinsam diskutieren, unsere Erfahrungen miteinander teilen, praktische Fähigkeiten voneinander lernen, uns besser kennenlernen und vernetzen. Essen und Getränke stellen wir euch gern zur Verfügung. Abends ist in gemütlicher Kneipen-Runde für Unterhaltung gesorgt. Natürlich alles komplett für umme!